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Museums-Apps nur fürs iPhone?

Smartphone-Applications haben in den letzten Monaten einen kleinen Boom erlebt: Inzwischen werden im iTunes App Store mehr als 100 Museums-Apps angeboten. Dieser Boom spielte sich zunächst ausschließlich und immer überwiegend in der Domäne von Apples iOS ab: Angesprochen werden bislang fast nur die Nutzer des iPhone und mittlerweile auch des iPad. So sind von den 15 Museums-Apps mit dem höchsten Ranking  im iTunes App Store (Stand: 10. Januar 2011) nur drei auch mit einer Version im Google Android Market vertreten.

Für Museen war die Dominanz, die das iPhone – zumal in Deutschland und Europa – auf dem Smartphone-Markt hat, ein Segen. Die Entwicklung einer Smartphone-App ist teuer und bindet auch im Haus erhebliche Ressourcen. Einnahmen lassen sich mit den (oft kostenlosen) Anwendungen nicht oder nicht in nennenswerter Höhe erzielen. Da ist es willkommen, dass man bisher nur für ein Betriebssystem entwickeln musste.

Bislang war das iPhone schon deshalb maßgeblich, weil neben den Verkäufen des schicken Apple-Smartphones auch die Produktion von Applications florierte. Die universelle Einsetzbarkeit und nicht zuletzt der Spaß-Faktor des iPhones gründeten wesentlich auf den unzähligen verfügbaren Apps. Die konkurrierenden Plattformen hatten quantitativ und qualitativ nichts Vergleichbares zu bieten.

Neue Markzahlen deuten allerdings darauf hin, dass sich diese Situation bald ändern wird. Die auf das Monitoring des Mobile Web spezialisierte Firma Distimo hat in ihrem Report zum Jahr 2010 die in den App Stores der wichtigsten Smartphone-Betriebssysteme angebotenen Apps untersucht. Die Zahl der verfügbaren iPhone-Apps entwickelt sich zwar weiterhin dynamisch (+111%), doch Googles Android Market holt stark auf:  Die Zahl der Android-Apps stieg um 544% auf fast 130.000 Anwendungen.  Entwicklung der App Stores verschiedener mobiler Betriebssysteme

Es ist also absehbar, dass Apps für Android-Nutzer bald eine ebenso große Rolle spielen werden, wie dies im Bereich von iPhone, iPod Touch und iPad bereits der Fall ist. Und auch der Anteil der Android-Geräte am Smartphone-Markt steigt in rasantem Tempo. In den USA verläuft diese Entwicklung besonders dynamisch, wie die aktuellen Zahlen von StatCounter.com zeigen:

Anteil der mobilen Betriebssysteme am Gesamtmarkt in den USA:

Entwicklung des Smartphone-Markts in den USA

In Deutschland ist die Dominanz von Apple noch deutlich ausgeprägter, aber auch hier holen Android-Smartphones nach der Statistik von StatCounter.com erkennbar auf.

Anteil der mobilen Betriebssysteme am Gesamtmarkt in Deutschland:

Entwicklung des Smartphone-Markts in Deutschland

Nimmt man beide Entwicklungen – die Entstehung eines ernstzunehmenden Angebots an Android-Apps und das Vordringen von Android-Geräten im Smartphone-Markt – zusammen, wird deutlich, dass Museen bald Schwierigkeiten haben werden, ihre Konzentration auf einen Smartphone-Hersteller, nämlich Apple, zu rechtfertigen.

Mit ihren Apps erreichen Museen zur Zeit ohnehin nur den relativ geringen Anteil (ca. 5-20%) des Publikums, die über ein Smartphone verfügen. Wird dann auch noch ein großer Anteil der Smartphone-Besitzer frustriert, weil sie das „falsche“ Smartphone besitzen, stellt sich die Frage, ob die Investition in eine iPhone-App, gerade auch unter PR- und Marketing-Gesichtspunkten noch lohnt. Und die parallele Entwicklung von Apps für mehrere Betriebssysteme kommt sicher nur für die größten und potentesten Häuser in Frage.

Es ist gut möglich,  dass diese Entwicklung browsergestützten und damit plattformunabhängigen Lösungen zum Durchbruch verhilft.

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Neue digitale Medien zunehmend auch für ältere Nutzer interessant

Wenn es um den Einsatz neuer digitaler Medien in Museen und Kultureinrichtungen geht, stellt sich immer wieder ein Grundproblem: In der Altersstruktur der Museumsbesucher dominieren die älteren Jahrgänge, während die digitalen Medien vornehmlich von den Jüngeren genutzt werden. Das gilt nicht nur für die Verwendung von Smartphones in der Besucherinformation, sondern auch für die Einbeziehung von Sozialen Medien wie Twitter oder Facebook.

Ein gängiges Argument, diese neuen Vermittlungs- und Marketingformen dennoch einzusetzen, lautet, man erreiche damit die jüngeren und für die Zukunft der Museen besonders wichtigen Zielgruppen. Eine zweite Argumentationslinie setzt darauf, dass sich die neuen Medien zunehmend auch bei reiferen Nutzern verbreiten.

Neue Zahlen zum US-Markt, die das PEW Internet & American Life Project letzte Woche veröffentlich hat, belegen diese Annahme. Die Studie Generations 2010 befragte 2.252 Amerikaner zu ihrem Online-Verhalten. Die Altersverteilung bei der Nutzung von Online-Medien, die in jüngster Zeit verstärkt von Museen eingesetzt werden, bestätigt zunächst die zu erwartende Altersstruktur.

So schauen sich beispielsweise 80% der Altersgruppe 18-33 Jahre Online-Videos an, aber nur 44% in der Gruppe 65-73 Jahre. Berechnet man die Abweichung gegenüber der durchschnittlichen Nutzung aller Altersgruppen, ergibt sich eine recht steil fallen Kurve (blaue Linie).

Altersverteilung Nutzung Online-Videos und Veränderung gegenüber 2008

Schaut man sich dagegen die relative Änderung gegenüber dem im Dezember 2008 erhobenen Befund an (rote Linie), zeichnet sich eine gegenläufige Dynamik ab: Die Generationen der über 45jährigen holen stark auf. Bei der Nutzung von Social-Media-Websites ergibt sich ein ähliches Bild:

Nutzung von Social-Media-Websites und relative Veränderung zu 2008

Besonders markant ist der „Aufhohleffekt“ bei den mittleren Jahrgängen (46-64 Jahre).

Insgesamt darf man auf der Grundlage dieser Zahlen davon ausgehen, dass die Nutzung der neuen digitalen Medien in den nächsten Jahren stärker zunehmen wird, als die demografische Entwicklung, also das Älterwerden der mit diesen Medien vertrauten Generation, erwarten ließe.

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Continuous Client – Perspektiven für das
E-Publishing von Museen

Am 26. Mai 2010 hat Joshua Topolsky in einem Artikel des Engadget-Blogs die Vision eines „Continous Client“ entwickelt , der es ermöglicht, Dienste und Inhalte nahtlos auf verschiedenen Endgeräten zu nutzen. Man beginnt etwa mit der Lektüre eines Blogbeitrags am Bildschirm des Desktops, liest ihn auf dem Sofa mit dem iPad weiter und später in der U-Bahn auf dem Bildschirm des Smartphones.

Was die Nutzung von E-Books angeht, sind wir dieser Idealvorstellung einen großen Schritt näher gekommen, seit Google seinen lange angekündigten E-Book-Shop online geschaltet hat. Für amerikanische Nutzer sind die Sammlung älterer Werke (Google Books) und der neue E-Book-Store bereits als integriertes Angebot unter der Bezeichnung Google ebooks verfügbar. Die Version für den europäischen Markt ist für das erste Quartal 2011 angekündigt. Die gekauften E-Books verbleiben „in the Cloud“ und sind damit überall und voll allen (geeigneten) Endgeräten aus immer verfügbar. „Reading unbound“ lautet der Slogan des neuen Angebots, und auch in der Video-Präsentation von Google ebooks steht die Unabhängigkeit von Plattformen und Endgeräten im Vordergrund.

Amazon als Markführer im Online-Buchhandel, geht – nolens, volens – einen ähnlichen Weg. Seit längerem waren bei Amazon gekaufte E-Books nicht nur auf den hauseigenen E-Readern der Kindle-Familie zu lesen, sondern auch mit passenden Apps für das iPhone und Android-Smartphones. Seit November 2010 ist auch eine Kindle-Reader-Version für PC (und eine reduzierte Version für Mac) verfügbar.

Topolskys Vision und die Praxis der beiden großen E-Book-Portale folgen letztlich dem Gedanken der ubiquitären Verfügbarkeit von Inhalten. Es geht darum, dem Nutzer die Freiheit zu geben, Inhalte an beliebigen Orten und mit den dafür am besten geeigenten Geräten zu lesen, also um einen gesteigerten Lesekomfort.

Für Museen birgt das Continous Client-Konzept einen sehr viel weiter reichenden Mehrwert. Bislang wird der Großteil der publizierten Informationen zu den Werken in der Sammlung praktisch nur in Bibliotheken, im Büro oder zu Hause genutzt, während vor den Objekten eine schmale Auswahl (Audioguide, Kurzführer, Objektbeschriftungen) zur Verfügung steht.

Die Potenziale der neuen Formen des digitalen Publizierens lassen sich gut am Beispiel der Museumskataloge veranschaulichen. Schon ein typischer gedruckter Ausstellungskatalog wird kaum in der Ausstellung selbst gelesen, geschweige denn ein wissenschaftlicher Sammlungskatalog. In Form eines E-Books lassen sich solch umfangreiche Katalog aber sehr gut über ein Smartphone, ein Tablet oder einen handlichen E-Reader konsultieren. Das Medium E-Book ist ausreichend flexibel, um den situationsspezifischen Bedürfnissen eines Museumsbesuchers gerecht zu werden, der sich beispielsweise zu Hause oder im Zug auf seinen Museumsbesuch vorbereitet, sich in der Ausstellung über einzelne Werke informiert, um später einzelne Aspekte zu vertiefen.

Momentan ist erst in Umrissen erkennbar, wie sich diese Vorstellung in die Praxis umsetzen lässt. Die technischen Voraussetzungen im Hinblick auf Lesesoftware und mobile Endgeräte werden, wenn sich der aktuell zu beobachtende Trend fortsetzt, von den großen Akteuren des Online-Buchhandels geschaffen und im Massenmarkt durchgesetzt. Offen ist freilich noch, wie genau Museums-E-Books beschaffen sein müssen, damit sie den Mehrwert der ubiquitären Nutzung wirklich ausschöpfen können. Genügt es, geräteunabhängige Standards wie EPUB zu verwenden, oder ist es sinnvoll, spezielle Versionen für die mobile Nutzung anzubieten? Welche Rolle wird die Erweiterung um multimediale und interaktive Elemente spielen?

Wenn die Entwicklung bei den Museums-E-Books ähnlich dynamisch verläuft wie derzeit bei den Museums-Apps, wird es bald Anschauungsmaterial geben, an dem sich diese Fragen weiter diskutieren lassen.

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Hypercities – historische Karten in Google Maps

Im Juli haben wir über TimeMap Berlin berichtet, ein Silverlight-basiertes Tool von Shoothill, mit dem sich historische Karten nahtlos in Bing Maps einblenden lassen. Ein Konsortium amerikanischer Universitäten unter Führung der University of California Los Angeles (UCLA) hat nun mit Hypercities eine umfangreiche Internetplattform für die Integration von geografischem Material in Google Maps geschaffen.

Städte, für die bereits Material vorliegt, sind auf der Weltkarte durch einen Kreis markiert. Das Projekt ist von Anfang an global angelegt, die Einträge reichen von Vancouver bis Schanghai und von Lima bis Berlin.

Hypercities Weltkarte mit den Orten, zu denen bereits Material vorliegt

Für Berlin sind beeindruckende 40 historische Stadtpläne verfügbar. Sie reichen von 1237 bis 1989. Das Einblenden in Google Maps erfolgt über einen kleinen Schieberegler unter der jeweiligen Karte. Damit lässt sich die Transparenz der Karte zwischen 0 und 100% stufenlos verstellen. Durch einfaches Hin- und Herschalten erkennt man schnell und intuitiv die Zusammenhänge zwischen historischer und aktueller Situation. Ein Beispiel: In der Überblendung des historischen Stadtplans Plan de la ville de Berlin Residence de Sa Majesté le roi de Prusse von 1723 mit der Straßenansicht von Google Maps erkennt man sehr schön, wo die barocken Befestigungsanlagen im Bereich Unter den Linden lagen und wie die den späteren Stadtgrundriss prägten.

Historischer Stadtplan von 1723 eingeblendet in Google Maps

Für stadthistorische Erkundungen besonders interessant ist die Möglichkeit, nach dem gleichen Verfahren zwei historische Pläne zu überlagern. Blendet man für die oben gezeigte Partie von Berlin etwa Google Maps aus und dafür den Plan der Königlich Preußischen Residenzstadt Berlin von 1760 halbtransparent ein, ergibt sich die folgende Darstellung:

Überblendung zweier historischer Stadtpläne (1723 und 1760)

So lässt sich die städtebauliche Entwicklung Schritt für Schritt nachvollziehen.

Das Projekt Hypercities ist aber weit mehr, als ein Tool für historische Stadtpläne. Unter „Collections“ findet sich eine Fülle von ortsbezogenem Material aus unterschiedlichen Beständen. Auf den ersten Blick ist nicht leicht erkennbar, was davon für welchen Kontext relevant ist. Die Einblendung der Materialien aus der „General Collection“ über einem Berliner Stadtplan von 1811 und das Anklicken des Markers am Bahnhof Friedrichstraße führt zu folgendem (wenig erhellenden) Ergebnis, wobei in der Infobox die Registerkarte Google Street View gewählt wurde:

Ortsbezogene Informationen aus dem Portal Hypercities

Hier zeigt sich, dass Hypercities als eine offene Struktur konzipiert ist, die von den teilnehmenden Forschern und Studenten projektbezogen genutzt werden kann. Je mehr Material eingestellt wird, desto unübersichtlicher wird das Angebot und desto schwieriger wird es, ein für eine konkrete Fragestellung aussagekräftiges Set an Informationen herauszufiltern. Es wäre sicherlich lohnenswert, benutzerfreundliche Module zu entwickeln, die Interessenten helfen, die in Hypercities verborgenen Schätze zu heben.

Einen guten Überblick über die Konzeption und die Möglichkeiten von Hypercities gibt das folgende Demo-Video:

YouTube Preview Image

Es ist diesem Projekt zu wünschen, dass sich möglichst viele Universitäten und Forschungseinrichtungen beteiligen und ihre historischen und geografischen Bestände einspeisen.

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Mobile Marketing für Museen
Teil 1: Qype & Co.

Das mobile Internet verzeichnet anhaltend hohe Wachstumsraten. Schon heute (April 2010, Quelle: BITKOM) nutzt jeder zehnte Internetnutzer das Web über sein Smartphone, bei den unter 30jährigen sind es schon 17%. Bei 10 Millionen internetfähigen Smartphones, die in diesem Jahr in Deutschland verkauft werden, wird sich dieser Trend beschleunigen.

In unserer Artikelserie Mobile Marketing für Museen werden wir verschiedene Möglichkeiten vorstellen, wie Museen und Kultureinrichtungen diesen Trend nutzen können, um die Zielgruppe der mobilen Internetnutzer anzusprechen.

Museen und das mobile Web

Wer mit dem mobilen Browser seines Smartphones die Websites deutscher Museen aufruft, merkt schnell, dass sich die Kultureinrichtungen noch nicht auf die Zielgruppe der mobilen Internetnutzer eingestellt haben. Was er zu sehen bekommt, sieht in aller Regel etwa so aus:

Websites der Gemäldegalerie SMB und des Deutschen Technikmuseums im mobilen Browser

Es fehlen mit wenigen Ausnahmen Websites, die auf das reduzierte Display von mobilen Endgeräten zugeschnitten sind. Das gilt keineswegs nur für Museen und Kultureinrichtungen, sondern für einen Großteil der Webseiten-Betreiber. Denn die automatische Umformatierung eines Internetauftritts für die vielen mobilen Endgeräte (Transcoding) ist recht teuer (ab ca. 500 EUR im Monat) und kommt für kleinere und mittlere Websites kaum in Betracht.

Bewertungsportale Qype und Yelp

Die mobilen Nutzer haben sich darauf eingestellt. Sie suchen Informationen oft nicht über den mobilen Browser ihres Smartphones, sondern über spezielle Dienste. Für ortsbezogene Informationen spielen Bewertungsportale wie Qype oder Yelp eine wichtige Rolle. Sie bieten zu allen denkbaren Orten in der Stadt neben Grundinformationen wie Kontaktdaten und Öffnungszeiten Bewertungen und Kommentare von Nutzern. Die Nutzerstatistik belegt, dass dieses Informationsangebot intensiv genutzt wird. Der deutsche Marktführer Qype verzeichnete im Oktober rund 19 Millionen Seitenaufrufe. Nach Schätzungen des Anbieters entfallen davon 20-30% auf mobile Smartphone-Nutzer.

Mit dem Smartphone kann man Qype über den mobile Browser nutzen oder – deutlich komfortabler – mit einer kostenlosen App.

Qype im mobilen Browser und als iPhone App

Relevanz für Museen

Aus Sicht der Museen stellt sich natürlich die Frage, ob auf diesen Portalen neben Cafés, Restaurants, Läden und Clubs auch Kultureinrichtungen eine Rolle spielen. Entsprechende Einträge sind vorhanden. Der weit überwiegende Teil der Museen in den großen Städten ist beispielsweise bei Qype vertreten. Aber werden diese Einträge auch wahrgenommen und genutzt?

Die Stichprobe

Zur Beantwortung dieser Frage haben wir eine Stichprobe in Berlin genauer unter die Lupe genommen. Untersucht wurden 13 Museen im Umfeld des Potsdamer Platzes (im Uhrzeigersinn):

Gedenkstätte Deutscher Widerstand (GDW), Gemäldegalerie (GG), Kunstgewerbemuseum (KGW), Kupferstichkabinett (KK), Neue Nationalgalerie (NNG), Musikinstrumenten-Museum (MIM), Daimler Contemporary – Daimler Kunstsammlung (DC), Stiftung Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen (MFF), Dali-Ausstellung am Potsdamer Platz (DA), Museum für Kommunikation (MK), Martin-Gropius-Bau (MGB), Stiftung Topografie des Terrors (TT), Deutsches Technikmuseum (DTM).

Alle Einrichtungen sind mit einem Eintrag bei den beiden führenden Portalen Qype und Yelp vertreten, zwei (Kupferstichkabinett und Kunstgewerbemuseum) bei Qype allerdings nur mit den Kontaktdaten und ohne Bewertungen, bei Yelp trifft dies auch auf die Dali-Ausstellung zu.

Die folgende Auswertung bezieht sich auf die 11 bei Qype bewerteten Häuser. Gemessen an der Anzahl der Bewertungen für Museen ist Yelp deutlich weniger relevant (25% Anzahl Bewertungen im Vergleich zu Qype). Stichtag war der 1. Dezember 2010.

Die Museen bei Qype

Die Nutzer des Bewertungsportals haben verschiedene Möglichkeiten, sich zu den eingetragenen Museen zu äußern und damit das Informationsangebot zu erweitern. Sie können:

  • eine Bewertung schreiben
  • eine Sterne-Bewertung abgeben
  • die Bewertung eines Nutzers kommentieren
  • ein „gefällt mir“-Votum zum Museum abgeben
  • ein „gefällt mir“-Votum zu einer Bewertung abegeben
  • Fotos hochladen

Die Bewertung nach Sternen fällt durchweg positiv aus. Sie variiert zwischen 4 und 5 Sternen von 5 möglichen. Auffällig ist, dass diese Bewertungsmöglichkeiten bei den untersuchten Museen sehr unterschiedlich stark genutzt wurden. So kann das Deutsche Technikmuseum stolze 79 Bewertungs-Beiträge vorweisen, bei der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin sind es 6. Bei den zählbaren Interaktionen ergibt sich das folgende Bild:

Statistik Stichprobe Berliner Museen bei Qype

Man sollte die quantitative Seite nicht überbewerten, bei der Version für den mobilen Browser werden ohnehin nur die letzten fünf Einträge angezeigt. Entscheidend für die Wirkung auf potenzielle Museumsbesucher ist die Qualität der Beiträge. „Ein tolles Museum bei dem man quasi ‚live dabei‘ ist. Es gibt immer wieder was neues zu sehen. Einfach einen Besuch wert“, schreibt etwa Intensiv-Qyper awollnik (424 Beiträge) zum Deutschen Technikmuseum. Oft sind die Beiträge recht ausführlich. So widmet etwa Nutzer berlingazza der Neuen Nationalgalerie ganze 2.700 Zeichen und MichaelZ fügt seinem Beitrag noch vier Fotos und ein YouTube-Video hinzu. Bessere „Botschafter“ für das eigene Haus kann man sich eigentlich nicht wünschen.

Die Relevanz der Qype-Bewertungen ergibt sich auch aus der Situation, in der sie rezipiert werden: Mobile Qype-Nutzer befinden sich in der Regel vor Ort, sie stehen unmittelbar vor der Entscheidung, ob Sie in ein Museum oder eine Ausstellung gehen oder ein anderes Freizeitangebot nutzen. Für die 11 Museen unserer Stichprobe kann man sagen: Mehrere Hundert Besucher haben an den Bewertungen teilgenommen, viele Tausend diese Bewertungen gelesen, haben sich über die betreffenden Museen informiert, und man darf davon ausgehen, dass die positiven Nutzerbewertungen einen gewissen Anteil von ihnen zu einem Museumsbesuch motiviert hat.

Einflussmöglichkeiten

Die Bewertungen auf Portalen wie Qype oder Yelp sollten deshalb aus unserer Sicht in die Marketingstrategie eines Museums einbezogen werden. Nun liegt es in der Natur dieser Bewertungsportale, dass die Inhalte von den Nutzern erstellt werden, nicht vom Anbieter selbst. Welche Möglichkeiten bleiben also einem Museum, die eigene Präsenz auf Qype & Co zu beeinflussen?

Tabu sind selbstverständlich fingierte Bewertungen etwa durch die Mitarbeiter des Hauses oder eine PR-Agentur. Es gibt aber drei sehr einfache Maßnahmen, die eigene Qype-Präsenz zu verbessern:

1. Kostenloser Eintrag des eigenen Hauses

Jeder Nutzer kann auf Qype „Places“ anlegen, etwa sein Lieblingsrestaurant, einen Laden oder eben ein Museum. Diese Einträge mit den Basisinformationen (Anschrift, Kontakt, Website, Öffnungszeiten …) bleibt für jeden anderen Nutzer editierbar. Das ändert sich erst, wenn sich jemand bei Qype als der „Besitzer“ des Eintrags zu erkennen gibt. Er kann sich kostenlos als solcher registrieren lassen und ist dann für die Pflege der Informationen in Zukunft alleine verantwortlich.

Erstaunlicherweise scheinen die wenigsten Museen von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Von den 11 Museen der Stichprobe sind nur zwei Besitzer ihres Eintrags (Deutsches Technikmuseum und Dali-Ausstellung). Bei den anderen kann jeder beliebige Nutzer beispielsweise den Link zur Homepage des Museums ändern.

Schon aus Gründen der Seriosität sollte jedes Museum die wenigen Minuten investieren, den eigenen Eintrag zu sichern und damit für verlässliche Informationen zu sorgen.

Es besteht auch die Möglichkeit, für eine Monatsgebühr von ca. 35-60 Euro einen Premium-Eintrag zu buchen, der die Position in den Ergebnislisten beeinflusst (momentan noch nicht bei der mobilen Qype-App).

2. Eintrag vervollständigen und aktuell halten

Die Informationen zu den einzelnen Orten auf Qype sind nicht sehr umfangreich. Gerade bei den von Nutzern angelegten Einträgen fehlen aber oftmals Angaben, etwa in den Kategorien rollstuhlgeeignet, kindergerecht oder Parkmöglichkeiten. Man sollte darauf achten, dass im eigenen Eintrag alle Felder ausgefüllt sind.  Außerdem kann der Besitzer dem Profil Fotos hinzufügen und damit das eigene Haus ins rechte Licht rücken. Bei Änderungen der Öffnungszeiten sollte man nicht vergessen, diese auch den Nutzern von Qype mitzuteilen.

3. Dialog mit den bewertenden Nutzern

Über die Kommentarfunktion besteht die Möglichkeit, auf die Bewertungen zu reagieren.  Das sollte, wie bei allen Web 2.0-Diensten, zurückhaltend und überlegt erfolgen. Bei Missverständnissen oder Kritik ist es aber angebracht, durch einen kurzen Kommentar zu signalisieren, dass man das Problem wahrgenommen hat und sich konstruktiv mit dem Feedback auseinandersetzt.

Fazit

Bewertungsportale wie Qype oder Yelp werden zunehmend genutzt, um sich direkt vor Ort über Freizeitmöglichkeiten zu informieren. Sie erreichen die Zielgruppe der Museen genau in dem Moment, in dem die Entscheidung über einen Museumsbesuch fällt. Deshalb lohnt es sich für ein Museum, sich mit diesen Diensten auseinanderzusetzen. Die Möglichkeiten, dieses Medium zu beeinflussen, halten sich in engen Grenzen, sind aber kostenlos und erfordern aber auch nur einen sehr geringen Arbeitsaufwand. Man sollte sie deshalb unbedingt nutzen.

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Pausanio kooperiert mit Schnell & Steiner – Interview mit Holger Simon

Das Kölner Kulturreise-Portal pausanio.de bietet eine Vertriebsplattform für Multimedia-Content zu den Themen Kunst und Kultur. Unter dem Label Artguide hat Pausanio in diesem Herbst begonnen, die bekannten Schnell & Steiner-Führer als iPhone-Apps zu vermarkten. Wir haben mit dem Geschäftsführer Holger Simon über die Neuausrichtung von Pausanio gesprochen. 

Culture to go: Im August 2009 ist Pausanio als Download-Portal für Audioguides gestartet. Wie positioniert sich Pausanio in diesem Markt zwischen den großen Hörbuchportalen, iTunes und den vielen Einzelanbietern?
 
Holger Simon: Pausanio ist das Portal für die Kunst- und Kulturreisenden. Auf Pausanio wird man nur Audioguides zum Themenfeld Kunst und Kultur finden. Und diese nicht nur zum Download, sondern vor allem für die Reise mobil. Jeder Audioguide kann über ein Smartphone unter pausanio.mobi gehört und gekauft werden.

Vor zwei Monaten dann der große Relaunch – nun gibt es bei pausanio.de auch E-Books, Infos zu Reiszielen und ein Kulturmagazin. Was wollen Sie mit dieser Neuausrichtung erreichen?

Die Kunden erwarten nicht nur Audioguides, sondern wollen auch gerne Ihren Führer digital dabei haben. Ab Anfang 2011 werden wir daher auch verstärkt E-Books auf dem Portal anbieten. Und wir ergänzen unser Angebot durch ein Online-Kulturreisemagazin. In Kooperation mit unseren Medienpartnern F.A.Z., Verlagsgruppe Rhein Main und Rheinischer Post werden wir dort auch ausgewähltes Archivmaterial sowie aktuelle Artikel dieser Medien zu Kunst, Kultur und Reise integrieren.

Wird Pausanio nun vom Download-Shop zum digitalen Kulturverlag?

Der Begriff „Verlag“ führt in unserem Fall eher in die Irre. Wir sind vor allem daran interessiert, neue Vertriebswege für hochwertigen digitalen Content zu entwickeln. Hier helfen wir Museen und Verlagen, ihre Inhalte mobil dem Kunstreisenden anzubieten. Zudem treten wir als Dienstleister für die Produktion von iPhone-Applikationen und E-Books auf. Wir bieten dabei nicht nur Audioguides mobil an, sondern realisieren für Museen auch mobile Websites – bis hin zum Telefonabruf wie derzeit im Museum Schnütgen und der Potsdamer Straße in Berlin (pausanio-production.com).

Wie kommen diese Inhalte eigentlich zu den Nutzern, wenn sie nicht zu Hause vor dem Bildschirm sitzen, sondern schon unterwegs sind, um sich etwas anzuschauen?

Es ist schon angeklungen, für Besitzer eines Smartphones bieten wir die mobile Website pausanio.mobi an, die die Inhalte unseres Portals pausanio.de spiegelt. iPhone-Nutzer werden in Kürze über die App „Art & Travel“ auf unsere Inhalte zugreifen können. Dann gibt es weitere Produktionen in Form von iPhone-Applikationen, die Ton, Bild und Text speziell zu einer Stadt oder Sehenswürdigkeit mit weiteren Features wie etwa einem Lageplan oder einem interaktiven Gebäudegrundriss verbinden und im iTunes App Store ebenfalls über eine Suche nach „Pausanio“ zu finden sind.

ArtguideIhr neuestes Projekt: Artguide, ein Joint-Venture mit dem Schnell & Steiner Verlag, der die beliebten Kurzführer zu Kirchen und Kulturdenkmälern herausgibt. Schnell & Steiner-Heftchen haben ja ihren angestammten Platz zwischen Opferstock und Postkartenständer. Wie kommen die Führer nun als iPhone-App zu den Kulturreisenden?

Artguide ist vor allem eine Vertriebsplattform für kunsthistorischen Content. Die Kunden von Artguide sind andere, als die Leser der Schnell & Steiner-Hefte. Sie sind zumeist um einiges jünger und zeichnen sich durch eine hohe Medienaffinität aus. Da reicht nicht nur die Umsetzung des Textes als E-Book. Um die Kirchenführer auf dem iPhone dem Kunden anzubieten, erweitert Artguide den Text durch einen Audioguide, den man über eine Liste oder einen Grundriss aktivieren kann. Darüber hinaus gibt es aber auch eine Zeittafel zur historischen Orientierung und Informationen zur Sehenswürdigkeit.
Auch andere Verlage haben solche kleinen Kunstführer. Artguide will für alle Verlage eine Plattform bieten, ihre Inhalte digital anzubieten. Zum Aufbau einer solchen Vertriebsplattform liegt es auf der Hand, dass der Marktführer Schnell & Steiner und Pausanio ins Risiko gehen. Meine Vorstellung ist, dass sich in naher Zukunft mehrere Verlage an dem Unternehmen beteiligen, um diesen Vertriebsweg gemeinsam zu etablieren.

Und wie erfährt der Kulturreisenden nun davon, dass es zu der Sehenswürdigkeit einen Führer als iPhone-App gibt?

Durch ein Schild vor Ort. Das Geschäftsmodell ist recht einfach. Der Verlag gibt seinen Kunstführer an Artguide und Artguide produziert die App. Der Verlag erhält dann 70 Prozent vom Umsatz. Der Verlag gibt den Kirchen oder Burgen Anteile seiner Umsätze ab. So haben die Verantwortlichen vor Ort ein eigenes Interesse, den digitalen Kunstführer zu bewerben und ein Schild aufzustellen oder ein Prospekt auszulegen. Damit steht der Vertriebsweg. Digitaler Content braucht einen Eyecatcher in der „analogen“ Welt, sonst ist es sehr aufwendig und dauert lange, ein Produkt zu etablieren. Das haben wir nun mit Artguide erreicht.

Update 4. Februar 2011:

Mit der Applikation Artguide hat Pausanio den Mobile Innovations Award gewonnen. Bericht in Buchreport; Presseinformation von Pausanio.

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E-Book – Chancen und Potenziale für Museen

Das E-Book ist ein Thema, das zurzeit die Verlagsszene umtreibt. Auch wenn die wirtschaftliche Bedeutung momentan noch gering ist (aktueller Umsatzanteil: 1,8%), schwant dem Buchhandel, dass ihm das Gleiche drohen könnte wie der Musikindustrie: ein Kollaps der bisherigen Geschäftsmodelle.

Aus Sicht der Museen und Kultureinrichtungen stellt sich die Lage etwas anders dar. Sie liefern in erheblichem Umfang hochwertige Inhalte (Ausstellungs- und Sammlungskataloge, Führer, Tagungsberichte …), erwirtschaften damit aber in der Regel keine Einnahmen. Im Gegenteil: Der Normalfall sind Projekte, bei denen über einen Druckkostenzuschuss das verlegerische Risiko abgefangen wird und die Verkaufserlöse die Produktionskosten nicht decken. Museen publizieren, um ihrem Vermittlungsauftrag gerecht zu werden, der Kaufpreis ist letztlich nur ein Unkostenbeitrag des Lesers.

Schon deshalb lohnt es sich für Museen, sich mit den neuen Möglichkeiten des digitalen Publizierens auseinanderzusetzen. Auf der Internationalen Fachmesse für Museums- und Ausstellungstechnik (MUTEC) in Leipzig haben wir in einem Vortrag die Chancen und Potenziale des E-Books für Museen diskutiert.

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Damit Museen die Potenziale des neuen Mediums optimal nutzen können, sollten sie die im Print-Bereich eingespielten Verhältnisse nicht einfach auf das digitale Publizieren übertragen. Ein wichtiges Thema ist sicherlich das Self-Publishing, das ohne Verlag auskommt. So publizieren Bestseller Autoren wie Seth Godin inzwischen die digitale Version ihrer Bücher auf eigene Rechnung (siehe den Blogpost auf epublizisten). Auch bei Museen sind Qualitätssicherung und Bekanntheit bereits über die Institution gegeben und müssen nicht unbedingt über die Marke des Verlages erreicht werden.

Als erster Schritt können bereits vorhandene Texte (vom Faltblatt bis zum Katalog) bei Portalen wie issuu.com, scribd.com oder docstoc.com eingestellt werden. Der Upload ist kostenlos, schnell und funktioniert ganz einfach.  Die Portale akzeptieren alle gängigen Formate, es entsteht also kein Aufwand für die Konvertierung. Wer diese Kanäle regelmäßig nutzt, hat die Chance, die attraktive Zielgruppe der jungen und web-affinen „internet natives“ zu erreichen. Über eingebaute Sharing-Buttons wird den Nutzern leicht gemacht, solche Veröffentlichungen über Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Twitter weiterzuverbreiten. Und sie lassen sich durch wenige Mausklicks auf eigene oder fremde Websites einbetten.

Einen echten Mehrwert für Museumsbesucher bieten Mobile E-Books, also digitale Bücher, die auf Smartphones gelesen werden. Sie machen die Informationen dort bequem verfügbar, wo sie gebraucht werden: direkt vor den Exponaten. Bei den Enhanced E-Books kann das digitale Medium seine Potenziale voll ausspielen. Solche „erweiterten“ E-Books können Multimedia-Content abspielen, ins mobile Web vernetzen, die Standortinformationen des Gerätes auswerten und interaktive Elemente wie Quiz-Spielen enthalten. Es ist durchaus denkbar, dass multimediale E-Books in Zukunft eine Alternative zu Audioguides und nativen Museums-Apps sein werden.

Die Museen sollten schon heute beginnen, Erfahrungen mit dem Medium E-Book zu sammeln und Konzepte zu erarbeiten, wie sich die Potenziale der neuen Publikationsformen im Interesse des eigenen Auftrags optimal nutzen lassen.

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Scapes – mobile Audio-Installation im deCordova Sculpture Park

deCordova Scapes iPhone-AppAuf einem 14 Hektar großen Freigelände präsentiert das deCordova Museum bei Boston 70 moderne und zeitgenössische Plastiken. Für diesen Skulpturengarten hat der amerikanische Künstler Halsey Burgund eine mobile Audio-Installation für Smartphones geschaffen, die dem Medium völlig neue Dimensionen eröffnet.

Das auditive Erlebnis speist sich aus zwei Quellen: In Abhängigkeit vom jeweiligen Standort generiert das System sich überlagernde Klangkonfigurationen. Das Bewegungsmuster eines durch den Park spazierenden Besuchers erzeugt somit eine einmalige, sich nie wiederholende Musik. 

In einer überlagerten Tonspur werden zudem bis zu zwei O-Ton-Aufnahmen gleichzeitig eingespielt. Dieses Material wurde von den Besuchern selbst aufgenommen und an ihrem jeweiligen Aufenthaltsort gleichsam hinterlegt. Über die Schaltfläche „Speak“ können die Nutzer  jederzeit selbst Aufnahmen machen und in die Installation integrieren – Kommentare zu den Exponaten, Schilderungen der eigenen Eindrücke und Empfindungen, Umgebungsgeräusche. Einen Eindruck vom faszinierenden Ergebnis dieser offenen Installation gibt das folgende Demovideo zum Projekt:

Scapes ist selbst ein Kunstwerk, kein Führer durch ein Freilichtmuseum. Diese Funktion erfüllt eine weitere iPhone App des deCordova Museum.

Manche Aspekte an diesem Projekt könnte man aber durchaus zum Anlass nehmen, um darüber nachzudenken, was mobile Medien im Museum leisten können. Denkbar wäre zum Beispiel, gesprochene Quellentexte oder O-Tonmaterial auf ähnlich Weise auf den Raum und die Objekte zu beziehen, sie mit Statements der Besucher zu kombinieren (siehe auch die Überlegungen von Ed Rodley zu diesem Thema).

Die Applikation zu Scapes gibt es als iPhone-App, eine Version für Android-Smartphones ist in Vorbereitung.

Interview von Hasley Burgund mit Radio Boston.

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Studie von Ulrike Schmid zum Social-Media-Engagement deutscher Orchester & Museen

Im Juli 2010 haben wir mit Ulrike Schmid von der Kommunikationsberatung u.s.k über ihre Untersuchung über die Social-Media-Aktivitäten deutscher Museen und Orchester gesprochen. Inzwischen sind die Arbeiten abgeschlossen und die Studie im Netz abrufbar.

Das große Verdienst der Studie liegt darin, die Aktivitäten der Orchester und Museen im Social Web erstmals umfassend und systematisch untersucht zu haben.

Ulrike Schmid hat die Social-Media-Aktivitäten von 21 Orchestern und 90 Museen analysiert. Bei den Orchestern war das Auswahlkriterium der Eintrag bei der Deutschen Orchestervereinigung, bei den Museen die Zahl der das jeweilige Museum betreffenden Einträge bei der Suchmaschine Google; das Quorum lag bei 50.000 Treffern. Zusätzlich wurden kleinere Museen aufgenommen, wenn sie mindestens 100 Follower bei Twitter oder Fans bei Facebook hatten.

Überraschend war für mich der Befund, dass für Orchester und Museen das Weblog noch nicht zum zentralen Instrument der Kommunikation im Social Web geworden ist. Die für die Produzenten hochwertiger Inhalte eigentlich naheliegende Struktur, bei der die ausführlichen Beiträge auf dem Blog über die populären Dienste und Plattformen (Twitter, Facebook, Youtube, …) publik gemacht werden, ist keineswegs Standard. Ulrike Schmid vermutet, dass viele Museen und Orchester noch dabei sind, mit den einzelnen Plattformen und Tools zu experimentieren. Generell kann man sagen, dass die Sozialen Medien zur Zeit wenig in die Gesamtkommunikation der Institutionen eingebunden sind. Bezeichnend ist etwa, dass im Februar 2010 lediglich 31 % der Museen und 43 % der Orchester auf ihrer Homepage auf ihre Social-Media-Profile hinwiesen, im Juli 2010 waren es immerhin schon 47 % der Museen und 67 % der Orchester.

Einbindung Social-Media-Aktivitäten auf der Website des Hauses

Das Social Web wird meist noch als ein zusätzlicher Kanal betrachtet, um Informationen zu verbreiten. Nur selten wird die genuine Leistung und Chance von Social Media wahrgenommen, nämlich einen Dialog mit Besuchern und Interessenten aufzunehmen.

Dem Fazit der Autorin, dass der strategisch durchdachte Einsatz der Sozialen Medien in Museen und Orchestern noch schwach ausgeprägt ist, kann ich aus meiner Erfahrung bestätigen. Es wird aber auch deutlich, dass die Entwicklung in diesem Bereich sehr dynamisch verläuft. Umso mehr freuen wir uns auf Ulrike Schmids nächste Untersuchung über die Entwicklung im Social Web!

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Mobile Web erreicht den typischen Museumsbesucher noch nicht

Das mobile Internet ist einer der großen Trends, mit dem sich auch Museen und Kultureinrichtungen auseinandersetzen sollten. „We can’t talk enough about mobile“, meint etwa Michael Edson, Director of Web & New Media Strategy der Smithsonian Institution.

Noch aber ist das mobile Internet nicht recht beim typischen Museumspublikum angekommen. Eine neue empirische Studie von comScore bestätigen diese Einschätzung. Gerade in Europa ist wird das mobile Internet vor allem von jüngeren Menschen genutzt.

Soziodemographie der Nutzer des mobilen Internet

Gemessen wurde der Anteil der Besitzer von Mobiltelefonen, die einen mobilen Browser, eine Application oder mobile Downloads nutzten. Auffällig ist, dass in Europa (UK, DE, FR, ES, IT) die Affinität zum mobile web schon bei den 35-44jährigen deutlich geringer ausgeprägt ist als bei den Jüngeren. Vergleicht man diese Struktur mit der Demografie der Besucher eines klassischen deutschen Kunstmuseums wie dem Wallraf-Richartz-Museum in Köln (Quelle: Besucherstudie der Rheinischen Fachhochschule), wird sofort klar, dass die Welt des mobilen Internets und des Museums noch weit auseinander klaffen.

Altersstruktur der Besucher des Wallraf-Richartz-Museums

Hinzu kommt die markant unterschiedliche Präferenz der Geschlechter für das mobile web.

Nutzung des mobile web nach Geschlecht

Auch hier ist die Situation beim Wallraf-Richartz-Museum komplementär:Besucher des Wallraf-Richartz-Museums nach Geschlecht
Man kann es auch anders sehen: Mit Angeboten für die Nutzer des mobilen Internets erreicht man neue Zielgruppen, die für eine zukunftsorientierte Strategie besonders wichtig sind.

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