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Medizin und Ernährung – eine virtuelle Ausstellung der Uni Fribourg

Die virtuelle Ausstellung ist ein junges Medium, weniger nach Jahren als im Hinblick auf die Schwierigkeiten, eine klare Identität auszubilden. Vieles, was unter dem Label virtuelle Ausstellung läuft, ist kaum mehr als die Ergebnisliste einer Datenbankabfrage zu einem Schlagwort. Das andere Extrem markieren Projekte, die eine (reale oder geplante) museale Präsentation mehr oder weniger detailgetreu nachbilden wie das Museum 24/7 des LWL Museum für Kunst und Kultur (dazu ein interessanter Blogpost von Michelle van der Veen). Dazwischen gedeiht auf Pinterest die Gattung der thematischen Bildersammlungen (schöne Beispiele auf dem Pinterest-Account des Metropolitan Museum), die keiner „virtuelle Ausstellung“ nennt, die es aber de facto sind.

Mit ihrer virtuellen Ausstellung Medizin und Ernährung demonstriert das Lehrprogramm Medizin und Gesellschaft der Universität Fribourg (Schweiz), wie man Grundoperationen musealer Präsentation in das digitale Medium übertragen kann, ohne analoge Strukturen zu wiederholen. 

 

Die Informationsarchitektur setzt auf die Neugierde des Nutzers, auf seinen explorativen Instinkt.

Nach einem Startbildschirm präsentiert die Ausstellung ihre „Exponate“ – 35 Objekte – hübsch arrangiert auf neun Farbflächen. Wenn die Maus über die Farbflächen wandert, geben diese sich als thematische Gliederung zu erkennen. Hinter den dekorativen Arrangements von Lebensmitteln und Utensilien verbergen sich acht Themen (und hinter dem neunten Feld eine Aufforderung zum Kommentieren). Erst innerhalb dieser Themenräume lassen sich die einzelnen Objekte anklicken – dann schiebt sich ein Textbalken ins Bild mit einer oft immer noch recht rätselhaften Überschrift wie „ROGGEN – Das verhexte Brot“. Noch ein Klick führt endlich zu einem ausführlichen Text und weiteren Objektbildern.

Eigentlich ist dies nach allen Kriterien der Nutzerfreundlichkeit ein ungebührlich langer Weg zur Information: Vier Interaktionen braucht es, bis man weiß, was es zu einem Klecks Cola oder einem Stück Schokolade zu sagen gibt. Gerade diese spröde Zurückhaltung, fast möchte man sagen: diese Widerspenstigkeit, verschafft den digital repräsentierten Exponaten den nötigen Raum, um ein Eigenleben zu entfalten, als Einzelobjekte, in ihrer Präsentation (Maiskörnerraster, Zitronengesicht …), in der Kombination und Relation zu den anderen Objekten. Hier knüpfen die Ausstellungsmacher an Traditionen an, die in eine Zeit vor der Entstehung des modernen Museums zurückreichen: „Wunderkammer“ ist denn auch das letzte der Themenfelder überschrieben …

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Veröffentlicht unter Virtuelle Ausstellungen