Nahe der Sycamore Terrace, einige Kilometer nördlich der nordenglischen Stadt York, wurde 1901 das Grab einer vornehmen Römerin aus dem 4. Jahrhundert gefunden. Sie war mit reichen Grabbeigaben bestattet worden, darunter Armreife aus Elfenbein. Bekannt wurde sie deshalb als „Dame mit den Elfenbeinreifen“. Heute sind die sterblichen Überreste der Ivory Bangle Lady in einer Vitrine im Yorkshire Museum zu sehen.
Das Skelett und die Grabbeigaben, die in einem aufwendigen Forschungsvorhaben analysiert wurden, verraten einiges über das Leben im spätantiken York, das auch an anderer Stelle in der Dauerausstellung des Museums thematisiert wird.
I tweet dead people
Um den Besuchern, vor allem Kindern und Jugendlichen, diese komplexen Zusammenhänge zu vermitteln, hat das Yorkshire Museum einen Twitter trail eingerichtet, eine Rätsel-Tour, die von Station zu Station durch die Sammlung und das Thema führt.
Die Führung funktioniert nach dem Prinzip der Schnitzeljagd: An jeder Station erhalten die Besucher eine Aufgabe, die zu lösen ist, um zur nächsten Station zu gelangen.
Die Aufgaben stellt die Ivory Bangle Lady selbst – in einer Videoprojektion tritt eine Schauspielerin auf, die in der Rolle der vornehmen Römerin über ihr Leben in der spätantiken Stadt der Provinz Britannia secunda erzählt.
Am Ende stellt sie eine Frage – etwa: „Wie lautet das letzte Wort der lateinischen Inschrift?“ Die Antwort twittern die Teilnehmer und erhalten den Hinweis für die nächste Station.
Storytelling in der Sammlung
„Sie ist wie ein Geist, der durch das Museum wandelt, eine 1600 Jahre alte Dame, die einen durch die Sammlung führt“, beschreibt Paul Davies von der Agentur Imagemakers sein Konzept. Über das Medium Video wird die Figur integraler Bestandteil der Ausstellungsinszenierung, wie der folgende Screenshot zeigt:
Archäologisches Wissen wird hier konsequent in Geschichten übersetzt – ein schönes Besiepiel für Transmedia Storytelling.
Die Abbildungen sind Screenshot aus dem sehenswerten Video zum Twitter trail auf der Projektseite des Museums.