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QR-Codes im Museum

QR-Code zu Culture to go Blog - Kultur und MedienMan findet sie in Zeitungsanzeigen, auf Plakaten, Verpackungen und dem Online-Ticket der Deutschen Bahn: QR-Codes, kleine quadratische Muster aus schwarzen und weißen Kästchen. Sie verlinken für die Nutzer internetfähiger Mobiltelefone die reale mit der digitalen Welt. Über die Handy-Kamera wird der 2-D-Code eingelesen und von einem QR-Reader decodiert. Ist in dem QR-Code eine URL verschlüsselt (es kann auch ein Text, eine Telefonnummer oder eine Adresse sein), gelangt man mit einem Klick zu einer (hoffentlich) für Mobilgeräte optimierten Internetseite.

Inzwischen nutzen auch Museen diese Technologie, um ihren Besuchern Informationen über das mobile Internet zur Verfügung zu stellen. In Deutschland hat das Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe eine Vorreiterrolle übernommen. In der Ausstellung Imagining Media @ ZKM sind alle Werke mit einem QR-Tag versehen. Die mobile Website zur Ausstellung bietet ein umfangreiches Informationsangebot zu Werken und Künstlern.

ZKM mobile Seite der Ausstellung Imagining Media @ ZKM

Etwas weniger ambitioniert, aber im Hinblick auf Übertragbarkeit und Wirtschaftlichkeit durchaus interessant, sind zwei Anwendungen von QR-Codes in den USA und Österreich. Das Fenimore Art Museum (Cooperstown, NY) hat QR-Codes in die Ausstellung zur amerikanischen Volkskunst integriert. Die Tags verlinken auf die Einträge eines Blogs, in dem Kurator Paul D’Ambrosio einzelne Werke ausführlich bespricht.

Das Museum möchte damit, wie Kuratorin Michelle Murdock erläutert, nicht nur Informationen vermitteln, sondern den Besuchern auch die Möglichkeit geben, ihre eigenen Gedanken und Empfindungen zum Ausdruck zu bringen. Über die Kommentarfunktion des Blogs ist dies leicht möglich.

Das Kärntner Freilichtmuseum Maria Saal setzt seit Juni 2009 QR-Codes ein. Die Informationen zu den Gebäuden und Exponaten auf dem Freigelände sind in einem „QR-Wiki“ auf der Website des Museums hinterlegt. (Wiki beschreibt hier allerdings nur die Technik des Redaktionssystems, die Beiträge wurden selbstverständlich von den Mitarbeitern des Museums erstellt.)

QR-Wiki des Kärntner Freilichtmuseums Maria Saal

In beiden Fällen sind die Inhalte also auch für die Nutzer des stationären Internets zugänglich. Blog und Wiki sind nicht vollständig für mobile Endgeräte optimiert. Das ließe sich nur über ein teures Transcoding oder spezielle Plugins (die nicht für jedes Blogging-System zur Verfügung stehen) erreichen. Zumindest auf einem iPhone ist die Darstellung von Text und Bild aber durchaus zufriedenstellend (siehe Abb.).

Die genannten Beispiele veranschaulichen das Potenzial der QR-Codes für die Besucherinformation in Museen und Ausstellungen: Der technische Aufwand ist minimal, das Informationsangebot lässt sich sehr flexibel gestalten und um interaktive Elemente erweitern. In der Ausstellung selbst ist keine besondere Infrastruktur notwendig. QR-Codes sind gewöhnliche Grafiken, die in Objektbeschriftungen oder Tafeln integriert werden können. Wie so oft liegt auch hier der Teufel im Detail, wie Seb Chan berichtet (und Update), der QR-Codes im Powerhouse Museum in Sydney eingesetzt hat.

QR-Codes im Powerhouse Museum in Sydney

Damit die Tags auch von älteren Geräten mit schwacher Kamera sicher gescannt werden können, sollten sie ausreichend groß und gut ausgeleuchtet sein, was zu Konflikten mit den ästhetischen Ansprüchen des Ausstellungsdesigns führen kann.

Ob sich die Möglichkeiten der 2-D-Tags in der Praxis ausschöfpen lassen, hängt im Wesentlichen davon ab, ob sich QR-Codes im Alltagsleben durchsetzen werden. Momentan erreicht man mit QR-Codes in Europa nur einen Bruchteil des Publikums. Im Kärntner Freilichtmuseum sind es nach Auskunft des Direktors Dr. Johann Schwertner etwa 5-8% der Besucher. Denn um die Tags nutzen zu können, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: Der Besucher muss ein internetfähiges Handy/Smartphone besitzen, einen QR-Reader installiert haben und wissen, wie man ihn bedient (vgl. die Studie von Prof. Urban zur Akzeptanz von QR-Codes). Andererseits entwickelt sich die Nutzung des mobilen Internets rasant, und die Verzahnung von realer Umwelt und digitalen Inhalten ist dabei ein wichtiger Motor.

Wir werden den Einsatz von mobile Tagging in Museen weiterhin aufmerksam verfolgen und sind für Hinweise auf entsprechende Projekte dankbar.

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Veröffentlicht unter Museen, neue Technologien
Ein Kommentar auf “QR-Codes im Museum
  1. Kulturförderung Kreis Offenbach sagt:

    Das Landschaftsmuseum in Seligenstadt (Hessen) hat als erstes hessisches Museum ausgewählte Exponate mit QR-Codes ausgestattet. Das Pilotprojekt ist rechtzeitig zum Internationalen Museumstag am 15. Mai gestartet und wird nun ständig ausgebaut und evaluiert.
    siehe:
    http://www.op-online.de/nachrichten/seligenstadt/guter-empfang-fenster-1246305.html

    Mehr Infos auch unter http://www.kreis-offenbach.de/landschaftsmuseums-seligenstadt

2 Pings/Trackbacks für "QR-Codes im Museum"
  1. […] unserem Blogpost “QR-Codes im Museum” haben wir über die Möglichkeiten berichtet, 2-D-Codes in Museen und Ausstellungen […]

  2. […] den Einsatz von QR-Codes von und in Museen haben Sebastian Hartmann und Jörg Brunotte schon sehr schöne Artikel geschrieben.  Neben den zahlreichen QR-Codes auf Plakaten und […]