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i-MiBAC – iPhone App zu Italiens archäologischen Stätten und Museen

Nach Frankreich (CultureClic) legt nun auch das italienische Kultusministerium (Ministerio per i Beni e le Actività Culturali; MiBAC) eine umfassende iPhone App zu den Kunstschätzen des Landes vor. Seit dem 1. Juli 2010 steht die kostenlose Application „i-MiBAC – Top 40“ in Apples App Store in einer italienischsprachigen Version zum kostenlosen Download bereit.

Sie bietet, wie der Zusatz „Top 40“ andeutet, eine begrenzte Auswahl an kulturellen Highlights: Museen, archäologische Stätten, Kirchen, Palazzi usw. Der undankbaren Aufgabe, aus dem überreichen Angebot Italiens die 40 wichtigsten Sehenswürdigkeiten auszuwählen, hat man sich mit kühler Rationalität entledigt: Aufgenommen wurden einfach die 40 meistbesuchten Institutionen und Denkmäler – die Charts mit den genauen Besucherstatistiken (und ausführlichen Hinweisen zur Erhebungsmethode) kann man über den Button „40“ jederzeit aufrufen.

Screenshot aus der App i-Mibac

Die App präsentiert das Material in Karten und Listenansichten in drei Kategorien: 25 Museen, 14 Monumente und 10 „Percorsi“, also Touren. Sie gruppieren zwischen drei und 16 Sehenswürdigkeiten, die in mehr oder weniger engem thematischem und räumlichem Zusammenhang stehen. Bei den fünf archäologischen Denkmälern an der Via Appia leuchtet das sofort ein: Man folgt der antiken Fernstraße und schaut sich die Grundmauern einer römischen Villa, Grabmonumente und ein Kolumbarium an. Bei dem „Percorso“ unter dem Titel „Castel del Monte“ führt die Reise aber von Trani bei Bari an der Adria bis Syrakus auf Sizilien, um drei Kastelle des Stauferkaisers Friedrich II. zu besuchen – sicherlich kein Sonntagsausflug. Hier wirkt die Auswahl doch etwas willkürlich, der praktische Nutzen ist beschränkt.

Screenshot aus der App i-MiBAC

Als Zugabe spendiert die i-MiBAC-Redaktion dem Nutzer noch die Rubrik „Top Secret“. Hier werden nun elf Orte vorgestellt, die im Gegensatz zu den Top 40 schlecht zugänglich sind, verspricht ein Pop-up. Das Kolosseum ist mit Detailaufnahmen von Fresken und Mosaiken vertreten, die italienischen Feuerwehr mit einem Film über die Bergung von Kunstwerken nach dem Erdbeben in den Abruzzen – ein Kessel Buntes.

In der Rubrik „Audio“ finden sich nicht etwa Audiokommentare zu den Sehenswürdigkeiten, sondern ein Dutzend kurzer Auszüge Alter Musik, die jeweils auf ein Kunstwerk bezogen sind, etwa Die Kreuzigung aus der Rosenkranzsonate von Heinrich Ignaz Franz von Biber zu einer Kreuzigung von Crespi in der Mailänder Brera.

Praktisch: Aus der App heraus kann man für den „Circuito Archeologico“ in Rom (Kolosseum, Palatin, Forum Romanum) Eintrittskarten reservieren und spart sich so das Schlangestehen. Außerdem gibt es eine News-Seite, Morphing zwischen verschiedenen historischen Zuständen, Bildstrecken, eine Facebook-Schnittstelle und die Möglichkeit, Sehenswürdigkeiten als Favoriten zu markieren.

In i-MiBAC stecken viele gute Ideen, doch es fehlte offenbar der Wille, daraus eine in sich schlüssige, für den Nutzer intuitiv erfassbare Konzeption zu formen. Das fällt natürlich besonders auf, wenn man – wie der Verfasser – am Schreibtisch sitzt und sich durch das Informationsangebot klickt. Bei einem Campari an der Piazza Navona sieht man das vielleicht etwas gelassener und geht in der Fülle an Texten und Bildern auf Schatzsuche. Ich werde es jedenfalls bei nächster Gelegenheit ausprobieren.

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Veröffentlicht unter Apps, Kulturtourismus, Museen