Das Imperial War Museum in London hat auf seiner Website mit einem „Deep Zoom“ zu Winston Churchill eine neuartige Form vorgestellt, historische Bilddokumente medial zu vermitteln.
Seit dem späten 19. Jahrhundert sind wichtige historische Ereignisse und Persönlichkeiten in unzähligen Bildern dokumentiert – Porträtaufnahmen, Pressefotos, Filme, Schnappschüsse … Dieses faszinierende Material, das Museen und Fotoarchive verwahren, liegt zunehmend auch in digitalisierter Form vor. Es für ein breites Publikum zugänglich zu machen, stellt allerdings eine echte Herausforderung dar.
Der klassische Ansatz, das Material über eine Bilddatenbank zu erschließen, befriedigt zwar das Informationsbedürfnis von Forschern und interessierten Laien. Die sinnlichen und emotionalen Aspekte, die zur Beschäftigung mit Kultur und Geschichte motivieren, kommen dabei aber zu kurz.
Mit der neuen Aufbereitung des umfangreichen Bildmaterials zu Winston Churchill hat das militärhistorische Museum in London eine radikal andere Herangehensweise gewählt. Wer die Rubrik Churchill Deep Zoom aufruft, gelangt nach einem Intro mit Erläuterungen zur Reproduktion eines legendären Fotos: Es zeigt den feixenden Churchill in Kreidestreifenanzug, mit Melone und Zigarre, die Maschinenpistole unter den Arm geklemmt.
Erst wenn man (über die Bedienelemente links oder das Scrollrad der Maus) näher heranzoomt, erkennt man, dass sich das Bild aus Hunderten von Einzelaufnahmen zusammensetzt. Die Bilder liegen in hochauflösenden Scans vor und lassen sich auf Fensterbreite vergrößern.
So kann man intuitiv durch die „Bildwelt“ des großen britischen Premiers navigieren. Gelegentlich sind sogar Videoaufnahmen mit eingebunden. Ein Teil des Materials wir an dieser „Tribute Wall“ erstmals publiziert.
In der oberen rechten Ecke jedes Bildes erscheint ein kleiner Rahmen mit einer Silverlight Tag Cloud, die aus den Metadaten der Bilder generiert wird. Klickt man auf ein Tag, „fliegt“ man zum nächsten mit diesem Schlagwort verknüpften Bild.
Der Erkenntnisgewinn, den der Deep Zoom verschafft, mag etwas begrenzt erscheinen. Jedenfalls macht es Spaß, über die virtuelle Bilderwand zu surfen, und es macht neugierig. Das liegt nicht zuletzt an der technisch und ästhetisch brillanten Umsetzung des Projekts durch die auf Silverlight-Anwendungen spezialisierte Agentur Shoothill aus Shrewsbury.