Smartphone-Apps für Museen sind (auch in Deutschland) längst keine Seltenheit mehr, und einige Kultureinrichtungen bieten ihren Besuchern auch schon Websites, die sich mit dem mobilen Browser gut anschauen lassen (siehe unsere Zusammenstellung). Aber erreichen die Häuser damit ihre Zielgruppen? Kann ein durchschnittlicher Museumsbesucher diese Angebote überhaupt nutzen?
Die noch vor kurzem bei Museumsleuten häufig gehörte Auffassung, Apps seien zwar schick, innovativ und gut für’s Image, gingen aber am größten Teil der eigenen Klientel vorbei, hat sich etwas relativiert. Smartphones sind zum festen Bestandteil unseres Alltagslebens geworden, der Marktanteil der internetfähigen Smartphones beträgt nach neuesten Zahlen von Nielsen nun 30% – Tendenz steigend.
Doch die zitierte Studie belegt auch, dass Smartphones noch immer besonders bei jüngeren und technikaffinen Menschen Anklang finden. So sind 53% der Smartphone-Nutzer jünger als 35 Jahre (Bevölkerungsanteil der unter 35jährigen: 23%; Quelle: Statista).
Nun könnte man denken, dass sich dieses Profil im Laufe der Zeit abschleift und die internetfähigen Mobilfunkgeräte bald auch bei weniger innovationsfreudigen Menschen zum Standard werden. Interessant sind in diesem Zusammenhang die von der Initiative D21 in Auftrag gegebenen Nutzertypenstudien „Digitale Gesellschaft“ der Jahre 2009-2011. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Marktpenetration von Smartphones soziodemografisch recht unausgewogen verläuft. Der Mobile Devide, die Kluft zwischen Nutzern und Nichtnutzern des Mobile Web wird nicht nennenswert kleiner.
In den von TNS Infratest durchgeführten Untersuchungen wird die Gesamtheit der Deutschen nach ihrem digitalen Verhalten, vorhandener Ausstattung und Kompetenzen in sechs Nutzertypen unterteilt. Sie reichen vom „Digitalen Außenseiter“ bis zur „Digitalen Avantgarde“.
Ein erster für unseren Zusammenhang interessanter Befund ist, dass sich der Anteil der Typen an der Bevölkerung nur langsam ändert und die Dynamik der Entwicklung hin zu einer „Digitalen Gesellschaft“ eher nachlässt.
Datenquelle: Studien „Digitale Gesellschaft“
Noch deutlicher wird dieser nachlassende Trend, wenn man die Nutzertypen, wie in der Studie 2011 im Zusammenhang mit der Social Media-Nutzung vorgeschlagen, zu zwei Cluster zusammenfasst: den „Wenig Erreichten“ (Außenseiter, Gelegenheitsnutzer, Berufsnutzer) und den „Digital Souveränen“ (Trendnutzer, Profis, Avantgarde).
Datenquelle: Studien „Digitale Gesellschaft“
Betrachtet man nun, wie sich bei diesen Typen die Verfügbarkeit von mobilem Internet auf dem Handy (Smartphone) im Laufe der drei untersuchten Jahre (2009-2011) gewandelt hat, wird deutlich, dass wir nicht mit einer demografisch gleichmäßig zunehmenden Penetration des Mobilfunkmarktes ausgehen können:
Datenquelle: Studien „Digitale Gesellschaft“
Die zunehmende Verbreitung von Smartphones betrifft vor allem die digital avancierteren Typen, die „Spätzünder“ holen nicht nennenswert auf, wie noch etwas deutlicher wird, wenn man die Nutzertypen wieder gruppiert.
Datenquelle: Studien „Digitale Gesellschaft“
Natürlich lässt sich die in den Studien verwendete Segmentierung nicht eins zu eins auf die soziodemografische Struktur der Museumsbesucher übertragen, zumal diese je nach Museumstyp ganz unterschiedlich sein kann. So sind die Digitalen Außenseiter nach ihrer Altersstruktur (Durchschnitt 62,5 Jahre; 2011), nicht aber nach ihrem Bildungsstand (geringe formale Qualifikation) bei den Museumsbesuchern überrepräsentiert.
Man kann die Ergebnisse von „Digitale Gesellschaft“ aber als Hinweis nehmen, dass sich die Verbreitung und Durchsetzung von Smartphones nicht unbedingt nach den klassischen Vorstellungen eines Innovationszyklus vollziehen wird, bei dem die neue Technik kontinuierlich an Akzeptanz gewinnt bis sie schließlich bei allen angekommen ist.
Eine Schlussfolgerung könnte sein, Smartphone-Angebote inhaltlich und gestalterisch ganz bewusst auf den jüngeren und technikaffineren Teil des eigenen Publikums zuzuschneiden. Vor allem sollte für all jene, die nicht über ein Smartphone verfügen, ein alternatives Informationsangebot zur Verfügung stehen.