Die soziale Bilderplattform Pinterest zählt seit etwa 2012 zu den Stars im Social Web. In der Startphase hatte Pinterest astronomische Zuwachsraten zu verzeichnen, inzwischen hat es sich einen Platz deutlich hinter Facebook aber auch deutlich vor allen anderen Social-Media-Diensten erarbeitet, wie die aktuelle Statistik von Shareaholic zeigt.
So verwundert es kaum, dass zunehmend auch Museen auf Pinterest präsent sind (hier eine Übersicht). Die meisten Häuser nutzen Pinterest, um Objekte aus ihrer Sammlung auf unkomplizierte und zugleich ansprechende Weise einem breiten Publikum zu präsentieren. Während etwa das DDR Museum (unter anderem) in einer Objektdatenbank einen Überblick über seine Exponate gibt, bilden viele Museen Objektgruppen nach thematischen Schwerpunkten – Pferde (Metropolitan Museum), Engel und andere geflügelte Wesen (J. Paul Getty Museum), europäische Kunst (New Orleans Museum of Art), Möbel (Gardner Museum) … Üblich sind auch Pinboards zu Ausstellungen und Veranstaltungen im Museum.
Nun ist Pinterest eigentlich keine Publikationsplattform, sondern ein Social-Media-Dienst, dessen Stärke in der Vernetzung liegt, in der Kommunikation „many to many“. Deshalb stellt sich die Frage: Wie können Museen auf Pinterest mit ihren Besuchern in Verbindung treten, wie können sie Inhalte ihrer Nutzer im Web und ihrer Besucher im Haus in den eigenen Pinterest-Auftritt integrieren?
Eine erste Möglichkeit ist, auf Pinterest selbst nach Beiträgen (Pins) über das eigene Haus zu suchen und diese über Repins auf einem Board zu versammeln. Der klassische Anwendungsfall für diesen Ansatz sind Besucherfotos. So hat das Rijksmuseum in Amsterdam auf seinem Pinboard „Visitors‘ View“ 150 Aufnahmen gesammelt, die Besucher auf Pinterest eingestellt hatten.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das J. Paul Getty Museum mit seinem Board „Insta-Getty„, einer Sammlung von zurzeit gut 800 Fotos, die Besucher auf Instagram pepostet haben.
Die zweite Möglichkeit: Das Museum nutzt andere soziale Netzwerke, um aktiv Bilder von Nutzern einzusammeln, die anschließend auf Pinterest präsentiert werden. Wie das geht, demonstriert besonders schön und erfolgreich das Londoner Design Museum mit seiner Aktion #FontSunday: Über Twitter können Nutzer unter dem Hashtag #FontSunday Bilder posten, die schöne, orginelle, verrückte, anrührende, neue … Verwendungen von Typografie zeigen – natürlich nicht nur im Druck, sondern auch auf T-Shirts, Tassen, Schildern, Hauswänden … Das Museum gruppiert die „Einsendungen“ dann zu Pinboards wie „Font Sunday – Going for Gold“ oder „Font Sunday – The Letter A„.
Dass diese Form des fröhlichen Crowdsourcing Spaß macht und bei den Nutzern gut ankommt, sieht man nicht nur an der Fülle der zusammengetragenen Bilder, sondern auch an Tweets wie dem von @Johanna_Moore „I couldn’t wait for #FontSunday! I had to show @DesignMuseum this Rubiks Cube font I found! http://bit.ly/RpWnDC“ – was will man mehr.
Abschließend sei noch eine Aktion des Gardner Museum in Bosten vorgestellt. Auf dem Pinboard „Things Kids Say About Art“ dokumentiert das Museum Aussagen von Kindern und Jugendlichen zu Werken der Sammlung und versieht sie mit Fotos aus der Sammlung.
Ganz einfach, ganz low tech und doch eine wunderbare Art, die Besucher selbst zu Wort kommen zu lassen.