Die MAI-Tagung, auf der nun schon zum zwölften Mal über das Thema „museum and the internet“ diskutiert wird, fand dieses Jahr am 20. und 21. Mai in Leipzig statt. Das Culture to go-Team – Michael Müller und Jörn Brunotte – hatte dort Gelegenheit, neue Ansätze für einen gemeinsamen Auftritt von Museen in den Sozialen Medien im Rahmen eines Workshops vorzustellen und zu diskutieren.
Das Thema Social Media war auf der Tagung mit einer ganzen Sektion (Block V) und mehreren Einzelbeiträgen prominent vertreten. Auch an den Reaktionen der Kollegen aus den Museen und Kultureinrichtungen war deutlich abzulesen: Das Web 2.0 ist endgültig in Museum angekommen. Die Frage ist weniger, ob die Häuser sich in diesem Bereich engagieren sollen, als vielmehr, wie ein solcher Auftritt aussehen sollte – und wie sehr solche Aktivitäten die knappen personellen und finanziellen Ressourcen strapazieren.
An diesem Punkt setzen unsere Überlegungen zu einem kollaborativen Ansatz ein. Wie könnte eine Zusammenarbeit über institutionelle Grenzen hinweg aussehen, wie entstehen Synergieeffekte und wie kann man gemeinsam Wege aus der Überforderung finden?
Diskussionsgrundlage war ein von uns entwickeltes (fiktives) Werkstattmodell für einen thematischen Gemeinschaftsblog. Die Grundidee: Mehrere Institutionen posten dort Inhalte zu einem Thema. In einem „Magazin“ werden diese zusammengeführt, was in der Summe für die Nutzer ein reiches, hoch aktuelles Informationsangebot ergibt. Zugleich sind die Inhalte den teilnehmenden Museen auf je eigenen Bereichen zugeordnet, so dass sich für die Inhalts-„Lieferanten“ ein klarer Mehrwert ergibt.
Gemeinsam kann es auch mit begrenzten Ressourcen gelingen, die kritische Masse an relevantem, hochwertigen und aktuellen Content zu publizieren, die notwendig ist, um im Internet wahrgenommen zu werden.
Aus Sicht der Nutzer ergeben sich durch den Aufbau des Kollektivblogs multiple Zugänge: über die Institution, über die Themen, über Objekte … Damit steigen die Chancen, die virtuellen Besucher längerfristig an die gemeinsamen Internetpräsenz zu binden.
Der gemeinsame Blog sollte ergänzt werden durch eine Facebookseite und einen Twitteraccount sowie durch Channels auf Medienplattformen wie YouTube, Flickr oder Issuu. Hier werden die Social Media-Aktivitäten im engeren Sinne, also eine dialogische Kommunikation, Mitmachaktionen etc. stattfinden.
Die Herausforderung wird sein, das hat die Diskussion mit den Kollegen deutlich gemacht, die Kollaboration so aufzusetzen, dass die Synergieeffekte nicht durch einen erhöhten Abstimmungsaufwand aufgezehrt werden. Chancen wurden u.a. in zwei Bereichen gesehen:
1. Unterstützung einer temporären, projektbezogenen Kooperation, die auch „offline“ stattfindet. Beispiel: Thematisch verwandte Ausstellungen verschiedener Häuser werden gemeinsam beworben.
2. Kooperation kleinerer, thematisch spezialisierter Häuser, für die mit einem eigenen Social Media-Auftritt überfordert wären.
Im ersten Fall wäre der kollaborative Auftritt eine (temporäre) Ergänzung zur, im zweiten Ersatz für die eigene Präsenz im Social Web.
Wir haben aus dem Workshop mitgenommen, dass in den Museen viele Ideen, Erfahrungen und Konzepte vorhanden sind, an die man bei kollaborativen Social Media-Projekten anknüpfen kann – und eine prinzipielle Bereitschaft, sich mit neuen Formen der dialogischen Kommunikation auseinander zu setzen. Es ist aber auch deutlich geworden, dass in konzeptioneller und organisatorischer Hinsicht noch viele, viele Fragen eingehender diskutiert werden sollten.
Deshalb freuen wir uns besonders, dass wir schon nächste Woche Gelegenheit haben, die Diskussion in anderem Rahmen fortzusetzen. Dann sind wir zu Gast beim:
9. Berliner stARTtogether am 31. Mai 2012
Social Media: Aktivitäten bündeln, Ressourcen sparen durch Kollaboration?
Materialien und Überlegungen zum Thema, zusammengestellt von Hie-suk Yang.