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Museums-Apps nur fürs iPhone?

Smartphone-Applications haben in den letzten Monaten einen kleinen Boom erlebt: Inzwischen werden im iTunes App Store mehr als 100 Museums-Apps angeboten. Dieser Boom spielte sich zunächst ausschließlich und immer überwiegend in der Domäne von Apples iOS ab: Angesprochen werden bislang fast nur die Nutzer des iPhone und mittlerweile auch des iPad. So sind von den 15 Museums-Apps mit dem höchsten Ranking  im iTunes App Store (Stand: 10. Januar 2011) nur drei auch mit einer Version im Google Android Market vertreten.

Für Museen war die Dominanz, die das iPhone – zumal in Deutschland und Europa – auf dem Smartphone-Markt hat, ein Segen. Die Entwicklung einer Smartphone-App ist teuer und bindet auch im Haus erhebliche Ressourcen. Einnahmen lassen sich mit den (oft kostenlosen) Anwendungen nicht oder nicht in nennenswerter Höhe erzielen. Da ist es willkommen, dass man bisher nur für ein Betriebssystem entwickeln musste.

Bislang war das iPhone schon deshalb maßgeblich, weil neben den Verkäufen des schicken Apple-Smartphones auch die Produktion von Applications florierte. Die universelle Einsetzbarkeit und nicht zuletzt der Spaß-Faktor des iPhones gründeten wesentlich auf den unzähligen verfügbaren Apps. Die konkurrierenden Plattformen hatten quantitativ und qualitativ nichts Vergleichbares zu bieten.

Neue Markzahlen deuten allerdings darauf hin, dass sich diese Situation bald ändern wird. Die auf das Monitoring des Mobile Web spezialisierte Firma Distimo hat in ihrem Report zum Jahr 2010 die in den App Stores der wichtigsten Smartphone-Betriebssysteme angebotenen Apps untersucht. Die Zahl der verfügbaren iPhone-Apps entwickelt sich zwar weiterhin dynamisch (+111%), doch Googles Android Market holt stark auf:  Die Zahl der Android-Apps stieg um 544% auf fast 130.000 Anwendungen.  Entwicklung der App Stores verschiedener mobiler Betriebssysteme

Es ist also absehbar, dass Apps für Android-Nutzer bald eine ebenso große Rolle spielen werden, wie dies im Bereich von iPhone, iPod Touch und iPad bereits der Fall ist. Und auch der Anteil der Android-Geräte am Smartphone-Markt steigt in rasantem Tempo. In den USA verläuft diese Entwicklung besonders dynamisch, wie die aktuellen Zahlen von StatCounter.com zeigen:

Anteil der mobilen Betriebssysteme am Gesamtmarkt in den USA:

Entwicklung des Smartphone-Markts in den USA

In Deutschland ist die Dominanz von Apple noch deutlich ausgeprägter, aber auch hier holen Android-Smartphones nach der Statistik von StatCounter.com erkennbar auf.

Anteil der mobilen Betriebssysteme am Gesamtmarkt in Deutschland:

Entwicklung des Smartphone-Markts in Deutschland

Nimmt man beide Entwicklungen – die Entstehung eines ernstzunehmenden Angebots an Android-Apps und das Vordringen von Android-Geräten im Smartphone-Markt – zusammen, wird deutlich, dass Museen bald Schwierigkeiten haben werden, ihre Konzentration auf einen Smartphone-Hersteller, nämlich Apple, zu rechtfertigen.

Mit ihren Apps erreichen Museen zur Zeit ohnehin nur den relativ geringen Anteil (ca. 5-20%) des Publikums, die über ein Smartphone verfügen. Wird dann auch noch ein großer Anteil der Smartphone-Besitzer frustriert, weil sie das „falsche“ Smartphone besitzen, stellt sich die Frage, ob die Investition in eine iPhone-App, gerade auch unter PR- und Marketing-Gesichtspunkten noch lohnt. Und die parallele Entwicklung von Apps für mehrere Betriebssysteme kommt sicher nur für die größten und potentesten Häuser in Frage.

Es ist gut möglich,  dass diese Entwicklung browsergestützten und damit plattformunabhängigen Lösungen zum Durchbruch verhilft.

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Veröffentlicht unter Apps, Museen
5 Kommentare auf “Museums-Apps nur fürs iPhone?
  1. Diesem Artikel kann ich nur zustimmen! Von allen Handybesitzern hat nur ein Bruchteil ein Smartphone. Von diesen Smartphonebesitzern hat widerum nur ein Bruchteil auch ein Gerät von Apple. Nur diese (wenigen) Personen können also die bisher hauptsächlich für iOS entwickelten Apps nutzen. Ob hier Kosten/Nutzen zueinander passen?!?
    Wie auch in unserem Facebook-Profil (http://www.facebook.com/pages/publicplan-GmbH/106606019382149) zitiert, gibt es aber gerade im „klassischen“ Internet viele Entwicklungen (z.B. HTML5), die die Entwicklung eigener Apps mittelfristig nicht mehr notwendig erscheinen lassen. Das Internet wird sich sehr an die Usability der Apps anlehnen können und hier sehr schnell große Fortschritte machen.
    Auch von uns ein klares Votum gegen die App-Entwicklung und für die Internetentwicklung von interessanten neuen Tools für Museen und andere Kultureinrichtungen!

  2. Michael sagt:

    Ich würde, lieber Herr Knebel, mich nicht unbedingt gegen Smartphone-Apps von Museen aussprechen. Unter den bisherigen Bedingungen waren die verbreiteten iPhone-Apps sicherlich eine vernünftige Lösung, wenn man die „weichen“ Faktoren wie Image-Transfer und das Zugehen auf eine technikaffine Zielgruppe mit in Rechnung stellt. Browsergestützte Lösungen (siehe unsere Zusammenstellung: http://blog.culture-to-go.com/mediathek/mobile-museums-websites/) haben natürlich auch ihre Tücken. Ich bin sehr gespannt, wie sich das Feld in den kommenden Monaten neue sortieren wird.

  3. dorian sagt:

    Ich glaube, es wird noch mindestens ein bis zwei Jahre dauern, bis sich mobile Internetseiten im Museumsbereich durchsetzten. Das liegt nicht nur am Angebot (kenne knapp 10 mobile Websites von Museen, von denen aber keine so spannend wie z.B. die Tate-Apps ist) sondern auch an den Nutzern. Das anschalten einer App geht ohne nachdenken in Sekunden und auch das Runterladen geht als Unterhaltung durch…
    Aber früher oder später wird ein populäres mobile web-Angebot schon den Weg in diese Richtung ebnen, auch wenn es die Apps wohl nie vertreiben wird.

    Nachdem im Herbst letzten Jahres einige Museums-Apps im Android Market aufgetaucht sind, war ich der festen Überzeugung die Anzahl würde schnell wachsen. Doch bis jetzt hält sich dieser Trend in Grenzen. Vielleicht liegt es an Mitteilungen wie dieser http://bit.ly/goGGcf , in der steht das 90% aller App-Downloads immer noch in iTunes vorgenommen werden. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf die weitere Entwicklung und neue Artikel!

  4. apple-hasser sagt:

    Das ist ja nun wirklich höchste Zeit, dass diese selbstherlichen Quasi-Monopolisten mal richtig Konkurrenz bekommen.

    Wenn man sich die Entwicklung der Verkaufszahlen anschaut, sind die ixx-produkte in ein paar Jahren wohl reif fürs Museums

  5. Na, da bin ich mir nicht so sicher. Momentan ist die Position von Apple-Smartphones noch ziemlich gefestigt.

1 Pings/Trackbacks für "Museums-Apps nur fürs iPhone?"
  1. […] iPhone-App, gerade auch unter PR- und Marketing-Gesichtspunkten noch lohnt.“ (siehe Artikel „Museums-Apps nur fürs iPhone?“) Und das wirft denn auch die Frage nach den Pros und Cons von Apps […]