Augmented Reality (AR) meint, dass auf dem Display eines Mobilen Geräts über die Videobilder der der realen Umgebung in Echtzeit eine Ebene mit Zusatzinformationen gelegt wird – Texte, Hinweise, Bilder oder auch spektakuläre Animationen. Die noch relativ junge Technik bietet zahlreiche Möglichkeiten, die Besucher von Ausstellungen und Museen und informieren – und zu unterhalten. Die folgende Sammlung von Beispielen soll anschaulich machen, wie Museen Augmented Reality einsetzen können.
Übersicht:
- AR Führung im Bayerischen Nationalmuseum, München (Screenshot)
- British Museum, Culture in Contact (Screenshot)
- Royal Ontario Museum – animierte Dinosaurier (Video)
- AR-Elemente in iPhone App des Dornier Museums, Friedrichshafen (Video/Screenshots)
- Animationen als AR im Asian Civilisations Museum, Singapur (Video)
- Netherlands Architecture Institute: 3D-Architekturmodelle im Stadtraum (Video/Screenshots)
- Augmented Reality Guide im British Museum (Video)
- AR-Installation von National Geographic (Video)
- Augmented Gallery zur Autogeschichte von Citroen (Video)
- Spielszenen zu Gemälden im Sukiennice Museum, Krakau (Video)
- Skwarek und Veenhof – Kunstprojekt nimmt das Museum of Modern Art in Beschlag (Video)
- J. Paul Getty Museum – 3-D-Modell eines Kabinettschranks aus dem 17. Jahrhundert als Webcam-AR (Video)
- Cluny visualisiert verlorene Klostergebäude durch Augmented Reality(Blogpost)
Siehe auch unsere Blogbeiträge zu diesem Thema.
Screenshot
AR-Führung im Bayerischen Nationalmuseum, München
Zur DLD-Konferenz 2014 hat der auf AR-Anwendungen spezialisierte Anbieter Metaio für das Bayerische Nationalmuseum eine Augmented-Reality-Führung zu fünf Exponaten realisiert.
Die Exponate wurden zunächst dreidimensional digitalisiert, damit die Anwendung die Objekte über die Kamera der eingesetzten Tablets eigenständig identifizieren konnte. Der Besucher bekam dann weiterführende Informationen zu dem Objekt auf dem Display angeboten. In einer zweiten Variante kamen die AR-Brillen von Google Glass zum Einsatz.
Siehe auch den Beitrag auf schleeh.de zu diesem Projekt.
AR-Guide „Culture in Contact“ im British Museum, London
Das British Museum experimentiert seit 2010 mit verschiedenen Verfahren, Augmented Reality im Museum einzusetzen. Diese Angebote richten sich vor allem an Kinder und Jugendliche.
Beim Teilprojekt „Culture in Contact“ kommen Tablets zum Einsatz.
Sehr lesenswert ist der ausführliche Erfahrungsbericht des Entwicklerteams.
Animierte Dinosaurier im Royal Ontario Museum
Für eine Dinosaurier-Ausstellung erweckt das Royal Ontario Museum Dinosaurier in Augmented Reality zum Leben. Nutzbar mit unterschiedlichen Mobilgeräten wie Tablets, Smartphones und beweglichen Terminals in der Ausstellung.
Einen guten Eindruck vermittelt das folgende Video:
iPhone-App des Dornier Museums Friedrichshafen mit Augmented Reality-Elementen
Ende September 2011 hat das Dornier Museum Friedrichshafen eine kostenlose iPhone-App (Realisation: tarienna GmbH) zur Geschichte des legendären Riesenflugboots Dornier X herausgebracht. Sie ermöglicht es den Besuchern, über grafische Marker und QR-Codes in den Ausstellungsräumen Zusatzinformationen, vor allem ergänzendes Bildmaterial, zu den Exponaten abzurufen. Dazu zählt auch ein virtuelles 3-D-Modell des Fluggeräts, das in den Videostream des Smartphones eingeblendet wird, wie der Screenshot aus dem Demo-Video zeigt:
Das von der tarienna GmbH produzierte Video zu diesem Projekt:
Animationen als Augmented Reality im Asian Civilisations Museum, Singapur
Das Asian Civilisations Museum in Singapur spielt über eine Augmented-Reality-App Animationen von Terrakotta-Kriegern in den Ausstellungsraum ein. Dazu richten die Besucher ihr Smartphone auf grafische Marker, die in der Ausstellung verteilt sind. Offensichtlich können die virtuellen Exponate über den Touchscreen manipuliert werden. So lässt sich etwa eine Bronzeglocke anschlagen.
Die folgenden kurzen Video-Sequenzen von Besuchern vermitteln einen Eindruck davon, wie das System in der Praxis funktioniert:
http://www.youtube.com/watch?v=JnSR6p65raI
http://www.youtube.com/watch?v=ahozmpGKwko
Sehr lesenswert ist die Auswertung der Erfahrungen, die das Museum in den ersten 9 Monaten mit der AR-Anwendung gemacht hat.
3D-Architekturmodelle im Stadtraum – Netherlands Architecture Institute
Das Netherlands Architecture Institute in Rotterdam setzt eine AR-App ein, um virtuelle dreidimensionalle Modelle historischer und geplanter Bauten in den Stadtraum einzuspielen. Ein Eindruck von der Funktionsweise des aufwändigen und umfangreichen Informationssystems bieten zwei Demo-Videos des NAI:
Augmented Reality Guide im British Museum
Das British Museum in London hat mit GoAugmented einen AR-Guide realisiert, der Informationen zu den Exponaten über den Video-Stream eines Samsung Galaxy Tablet einspielt. Das System basiert auf der Objekterkennungssoftware von Junaio.
Siehe auch den Blogpost von Junaio zu diesem Projekt.
Augmented-Reality-Installation von National Geographic
Eigentlich kein Museumsprojekt, sondern eine Werbeaktion des Magazins National Geographic, aber eine Technik, die interessante Perspektiven für den Einsatz von Augmented Reality im Museum eröffnet.
Auf großen LED-Leinwand sehen die Besucher eines ungarischen Einkaufszentrum den Videostream des Ortes, in den hochauflösend lebende bzw. animierte Objekte aus dem Themenspektrum der Publikation (Raubkatze, Dinosaurier, Astronaut …) eingeblendet sind. Die Besucher steuern das Verhalten der virtuellen „Teilnehmer“ über grafische Marker. Der folgende Screenshot veranschaulicht das Grundprinzip:
Eine kurze Vorstellung des Projekt finden Sie in einem Blogpost von psfk.
Augmented Gallery zur Geschichte der Automarke Citroen
Das Video gibt einen ungefähren Eindruck von einer multimedialen Ausstellung des Autobauers Citroen zur Geschichte des eigenen Hauses. Die Besucher können die ausgestellten historischen Fotografien mit einem iPad anvisieren, das über eine automatische Bilderkennung von moodstocks passende digitale Inhalte auf dem Bildschirm des Geräts abspielt.
Spielszenen zu Gemälden im Sukiennice Museum, Krakau
Das Krakauer Museum, in dem vor allem Gemälde aus dem 19. Jahrundert zu sehen sind, versucht mit diesem transmedialen Projekt ein breites Publikum spielerisch und unterhaltsam zu involvieren. An die Beuscher werden iPhones (iPod touch?) ausgegeben, die über einen 2-D-Code eine Augmented-Reality-Anwendung aufrufen, mit der Spielzenen in hisotrischen Kostümen direkt vor den betreffenden Bildern erscheinen.
Siehe auch die Anmerkungen von Christian Henner-Fehr in seinem Beitrag im Kulturmanagement Blog.
Und eine Besprechung bei TWT.
Mark Skwarek und Sander Veenhof, Art Critic Matrix – AR-Ausstellung „im“ Museum of Modern Art in New York
Der New Yorker Künstler Mark Skwarek und sein niederländischer Kollege Sander Veenhof nutzten den Augmented-Reality-Brwoser Layer, um eine virtuelle Ausstellung „im“ New Yorker Museum of Modern Art zu installieren. Für iPhone-Nutzer erscheinen die digitalen Exponate der Künstler im Livestream ihrer Smartphone-Kamera und damit „in“ den heiligen Hallen des MoMA – das in diese Aktion überhaupt nicht involviert war. Man darf gespannt sein, ob bald weitere Künstler Augmented Reality nutzen, um den Weg zur Musealisierung abzukürzen.
Das ungewöhnliche Format wurde, wie das nachfolgende Video zeigt, offensichtlich vom Publikum gut angenommen.
Eine ausführliche Besprechung der Kunstaktion findet sich in einem Artikel von Eduardo Porter in der New York Times.
J. Paul Getty Museum – 3-D-Modell eines Kabinettschranks aus dem 17. Jahrhundert als Webcam-AR
Das J. Paul Getty Museum in Los Angeles experimentiert bei diesem Pilotprojekt mit der 3-D-Darstellung hoch komplexer Museumsexponate in Augmented Reality. Der Nutzer druckt sich einen einfachen Schwarzweiß-Marker aus, mit dem er das virtuelle Exponat über seine Webcam visualisieren kann. Der Marker lässt sich in alle Richtungen drehen, so dass etwa auch die Unter- oder Rückseite des Objekts sichtbar werden.
Ist das mehr als eine technische Spielerei? Hier sind zwei Aspekte zu unterscheiden. Auf jedenfall sinnvoll ist es, derartige Exponate als um alle Raumachsen drehbare 3-D-Darstellung zu präsentieren. Dass die Bedienung im physischen Raum (durch Bewegen des Markers), nicht über ein klassisches User Interface stattfindet, reizt den Spieltrieb und mag zur eingehenderen Beschäftigung mit dem Objekt animieren. Bei einer normalen Hardware-Ausstattung sind damit allerdings auch erhebliche Einschränkungen in der Flüssigkeit und Genauigkeit der Bewegungen im Raum verbunden. Und ob das vom Video-Stream erzeugte visuelle Umfeld – also der eigene Schreibtisch und seine Umgebung – für die Betrachtung von Kunstwerken besonders geeigent ist, darf man bezweifeln. Hier könnte man einfach Abhilfe schaffen: durch die Option, den Videostream auszublenden, so dass das Exponat vor neutralem Grund erscheint.
Visualisierung von historischen Klostergebäuden durch Augmented Reality in Cluny
Mit fest installierten Medienstationen werden in Cluny verlorene Zustände des berühmten, seit der Französischen Revolution weitgehend zerstörten, Klosterkomplexes virtuell rekonstruiert. Eine ausführliche Beschreibung dieses Projekts finden Sie in unserem Blogpost zum Thema.